RabenQuerenHimmelBlau

Es gibt Menschen, deren Seelen fühlen groß;
sind dürstend nach Tatendrang.
Ihre Muse ist Sophia, ist Gottes Schoß.
Wie ein schrecklich schöner Gesang
soll ihr Genius lodernd und feuernd erwachen —
sich erheben und nach Wahrheit streben,
um allen Menschen frischen Mut zu machen,
und allseits große rote Feuer machen:
Alle Freunde uns'rer Tage
mögen voll der Zuversicht und Hoffnung sein,
denn für das Gute dieser Welt
braucht es eine starke Hand, die Hände hält!

Der Menschen Lebenszeit
sollte nicht in Jahr und Tag bemessen sein,
denn uns're Uhr schlägt im Eigensinn
nur der Seele nach:
Rast die Zeit
so ist's vergnüglich,
doch steht sie still
so ist's betrüblich —
das Leben.
Erwachet, Menschen,
erblühet!
Doch ehe das Ende ist
sind wir bereits vergangen ...
Das Leben war nicht Jahr und Tag,
als zu jeder Zeit
bloß des Seins ganze Ewigkeit.

Um des Hochmuts großer Töne —
guter Menschen düst're Hybris,
dass unsereinem elegisch
stetig Herz um Herze breche —
singen wir zum Trotz: Elysium!
Freude, freue dich, Elysium!
Der Liebe tragische Lieder,
die lieblich und verheißungsvoll;
allzu schmerzlich und willkommen.
trotzen — singen wir: Elysium!
Zum Sieg du wilde Leidenschaft:
nieder mit der ganzen Niedertracht!
Von fremden Herzen verraten;
kummervolle Brust bezwinge
und besinge das Elysium!
Liebste edle schöne Treue
sei auch in allertiefster Nacht
Freude, Schöne, und Geborgenheit!
Opfer, unserer tiefen Scheu
zum Trotze singe: Elysium!
Wahrer Liebe sanfter Lieder
entsetzlich schön in süßer Pein,
zehren das Fleisch, doch seit je und
immerfort da nähren sie den Geist!
Weinet nur nicht um Elegien!
Einzig der Seele Glücklichsein —
in stürmischen Jugendjahren
preisen wir — das Elysium —
wie in klugen Greisestagen —
mag uns treiben und hoch erheben!

Oh Schönheit, heller Freudenschein,
auf die Größe alter Tage,
oh fremder Zeiten Ruhmesschein;
Hohelied, das ewig schalle,
bis der Menschen Licht verzage ...
Elysisch die Stimme halle,
der Gegenwart ein Ruhmesschrein:
Kunst, du göttliches Gelage,
bist wahr und schön und gut und rein —
jede Macht, jede der Kultur!

Die Musik der Nacht,
die Posie des Seins
sind der Menschen Pracht.
Die Kunst, die strahlt,
die Gunst der Zeit
sind der Menschen Macht.
Ja, die Blüte bricht,
reif und schön und rein,
in der schönen Nacht.

Farben leuchten in allerschönster Pracht.
Grün, Gelb, Rot und Blau sind lieblich rein,
als der Himmel sie auf die Erde bracht',
um allen Augen eine Freude zu sein.
Schon bald schufen feine Geister neue:
Magenta, Ocker und noch Elfenbein;
alle — jung und bunt und etwas scheu —
reihten sich ein im Sonnenschein,
der das Gold vom Feuersterne brachte.
Der Farbenkreis lud auch dies zu sich ein;
und am Abend, als der Mond erwachte,
kam hell das Silber in die Welt herein.
Gemeinsam waren sie alle eins und
vermochten es, Schwarz oder Weiß zu sein.
Alle Augen staunten und gaben kund:
Farbe — das müsse wahre Schönheit sein!

Die Götter lieben die Poesie,
d'rum strafen sie die Dichter
mit Empfindsamkeit
und Melancholie.

Wenn die Straße leer
und nur ich bin dort,
dann, Gott, siehe her:
denn nur ich bin dort
und mein Geist ist leer ...
Was nur gilt mein Wort;
vor dem Himmelheer
all der Großen dort?

Der Architekt
Der Architekt trägt auf der Nase die dunkle Brille rahmend und schwer, darüber das Haar akademisch grau und kraus wie moderne Kunst, doch bleibt des Baumeisters Kopf von diesem Schopf unberührt, denn er – der Architekt – leistet Dienste. Rationale Expertise; für alles andere hat er seinen Schopf über dem Kopf. Weiter unten stehen seine Füße. Die Füße stecken in Schuhen, die fein und elegant aussehen.
Der Rest ist egal; er darf auch nackt sein, der Architekt, denn er baut sich Häuser in die er sich kleidet und selbiges auch mit ihnen tut. Dies allerdings eher intellektuell.
Es geht nunmal nicht darum, den Bau zu schmücken, sondern schmuck zu bauen!

Wahre Liebe ist beides,
    ständige Vergebung
    und ein Heimathafen in der Welt.
Wahre Liebe ist beides,
    steter Krieg
    und ewige Glückseligkeit.
Wahre Liebe ist beides,
    Verlorensein
    und Gefundenhaben.

Wenn die Pauken hallen und die Leiern klingen,
wenn die Musik entfacht und sicht Wege bricht,
wenn die Noten tanzen und die Chöre singen,
wenn Melodien schallen und die Menschen lachen,
dann ist das Leben gut und die Welt im Frieden.

Dieser Wald ist öde und fahl,
die Bäume hier sind Morsch und faul,
doch sind Freunde mit bei der Hand
in diesem verwunschenen Land
ist alle Düsternis gebannt
und die Ruinen alter Tage
leuchten auf wie Rosenblüten
und siehe dann im Sonnenschein,
dass schöne wahre Fantasie
der Vergänglichkeit Grabe ist,
und alle Düsternis gebannt.

Architekt sein.
Was ist das schon,
als Stein auf Stein,
Schritt um Schritt
zu legen und zu gehen,
um dann
zu guter Letzt zu sehen,
dass unsere Welt die größte,
die unvollendetste
unter allen möglichen Welten ist?

Die Sehnsucht nach der Größe
ist in jedem Menschen teil;
die Sehnsucht macht die Größe ...

Ich blicke vor und ich blicke zurück:
was ich sehe ist dunkel verschwommen,
doch hie und da leuchten kalt die Sterne,
unter denen Traum und Wunsch verkommen,
denn wenn ihre Lichter mich verzücken
als seien sie Eden selbst entnommen,
spür' ich elde Demut mich beglücken.
Und als ich sodann der Zeit entronnen-
war ich auf's neue hier und blick' zurück;
im Dunkel sehe ich bloß die Sterne,
Sterne und den Hauch der Ewigkeit.

Was begehre ich?
Voluptas Hof, Morpheus' Reich, Dionysos' Früchte, Prometheus Feuer und derlei?
Ich fülle viele Rollen und vermag nicht wenig, doch nur weniges wahrlich gut. Ich will alles und erkenne vieles, doch mein Blick ist unstet ...
Heute will ich von Freude schreiben und von Ewigkeit. Die ruhmreichen Menschen dieser Welt, diese schaffenden, diese mythischen, wahrlich großen will ich kennen und von ihnen lernen, denn Schönes Freude schafft und Gutes Neues schafft.
So fliegt die Zeit im Rausch vorbei, dass die Ewigkeit nur kurz im Hier und Jetzt verweilt. So wird der Mensch bescheiden und zufrieden, dass er dem Lachen der Unsterblichen zu lauschen vermag!

Verloren und einsam
stehet sie dort schweigsam,
wartet allzu sittsam
auf den Prinzen ehrsam,
doch dem Liebchen schmiegsam
dieser jetzt nicht entkam:
Der Prinz war unsittsam,
dass er dem Schalk gleichkam.
Und sie?
Sie die Sehnsucht bekam,
nach dem Manne sorgsam:
innen, außen gleichsam,
ehrlich und auch friedsam.
Heilsam. Kleidsam. Zweisam.
Zweisam.

Als ich noch ein kleiner Junge war, war ich oft bei meiner Großmutter in deren großem Garten ich herumzutollen es liebte. Am Abend, als die Müdigkeit sich bereits schwer auf meine Lider senkte, holte mich mein Vater ab und wir fuhren im Dunkeln heimwärts, während im Hintergrund das Magnetband der Kassette den Walzer 'An der schönen blauen Donau' leise schallen ließ. Der Heimstatt nah wurde ich dann stets wie von Zauberhand an der Kreuzung der fünf Straßen wach. Diese Kreuzung barg mir eine geheime Kraft, denn ich kannte keine andere, die sich gleich fünffach teilte; fünf, diese magische Zahl ... Und an eben diesem mir so bedeutsamen Ort wachte ich auf und erspähte auf dem Platz des städtischen Theaters vor uns viele bunte Lichter, deren schimmernde Einladung von Schießbuden, Süßwaren und sogar einem Karussell berichtete; von leuchtenden Tafeln, farbigen Schriften und vielen vergnügten Menschen.
Ich bat und bettelte darum, diesen magischen Rummel besuchen zu dürfen, denn alle Müdigkeit verflog beim Anblick der glitzernden Lichter, doch mein Vater entlarvte diese in seiner elterlichen Allwissenheit als Laternen. Als beleuchtete Fenster und Scheinwerfer auf der Straße ... Ich schloss die Augen und ließ mich enttäuscht und plötzlich wieder schlaftrunken in das Haus und in mein Bett tragen. Von dunkler Nacht und Stille träumend, wusste ich eines nicht: Die Lichter leuchteten noch immer.

Auf dem felsig' rauen Pfad,
über Staub und über Stein
stehe ich und gehe ich.
Länder des schwarzen Felses
quere ich nur schattengleich,
grünes Leben: lieblich, weich,
als großer dunkler Rabe.
Getürmt und bald geschichtet
sehe ich die Berge dort ...
Des Musikanten Stimme
fließt wassergleich durch die Welt;
so auch er: der Strom der Zeit ...
Schattengleich ...
Moose funkeln in der Sonn';
so weich wie Samt und Seide —
wie die Luft unter den Wolken.
Eisig Feuerland: bist wild,
du birgst frei und ungestüm
Feuer, brodelnd in der Höh',
Wasser, in der Tiefe heiß,
und vieler Raben Nester ...

Das All ist groß
und wir sind klein,
doch unser Geist
ist weit gereist,
weiß vieles nicht,
doch zögert nicht
dies zu sagen:
Wir sind klein
das All ist groß.

Wand'rer auf dem Felsenpfad
schreitet stetig fort und fort
über Berg und Tal und Stein
hin zur Spitz' oban im Schnee,
um der Seele willen: frei
und ungebunden zu sein.
Wand'rer über Strom und Zweig —
ja! Fernab des Stroms der Zeit ...

Helle Lichter
    sternengleich und weich;
sie schweifen gleich
    in die Ferne,
diese Augen:
    groß, gedankenvoll ...
Ein scheuer Blick
    wehmütig und — fast vergessen ...

Die Jugend einzig spricht von Ewigkeit,
denn sie nur kennt die Gegenwart zu jeder Zeit.
Die Jugend einzig kennt die Ewigkeit.

Er stellte den alten Stuhl auf die Terasse und setzte sich langsam darauf, um die wild zuckenden Blitze zu beobachten, die sich an diesem Abend zu hunderten ihre Wege suchten; es war ein seltenes Naturschauspiel, das ihn hier verzaubert und staunend sitzen ließ. Die Nacht kam schnell und es wurde dunkel um die kleine Terasse.
Er spürte ihre Hand an seiner Wange und ihre Wärme im Herzen. Sie setzte sich auf seinen Schoß. Die Blitze tanzten und er sah ihr hübsches Kinn und ihre weichen Lippen leuchten.
Es begann zu regnen. Millionen Tropfen; sie alle waren in Weg und Ziel verbunden, doch keiner würde je einem anderen gleichen ... Es war, als weine der Himmel — Tränen der Freude.

In des Abends golden
Lichter,
die Gemüter froh,
in des Weine' Rausch,
und munter lachen.
Die Kerzen glimmen gelb und,
fröhlich tanzend,
rot,
wie die Freude selbst.

Auf, Ritter in der Pracht;
grün gewand't durch die Nacht;
mit starker Stimme laut,
hell und klar zum Kampfe!
Erhobene Lanze
im kalten Sternenmeer.

Die Nächte und der silbern' Mond,
von tiefem Blau und weißem Dunst,
mitten im funkelnd' Himmelmeer,
doch weh! Der Sepros kann nicht mehr ...
Dem Helden schenket eure Gunst,
denn seiner Ruhmestaten Lohn,
ist bloß der tosend' Menschen Hohn.
Drum auf, ihr Götter, haltet Wacht,
das ist — das Märchen der Nacht.

Wissen was ich will,
wer ich wirklich bin,
ohne Fesseln, ohne Ring,
die Antwort, sie bleibt noch still.

Schiffbrüchig mit der Einsamkeit — könnte eine jener merkwürdigen Geschichten lauten, die uns das Leben von Zeit zu Zeit offenbart. Im Ozean der Melancholie gibt es irgendwo eine Insel der Zuversicht; eine Insel der Hoffnung auf Gegenwärtiges. Hoffnung auf das, was zählt. Dort fließen Bäume wie Flüsse in den Himmel, bis ihr zarter Saft zum Dunst der blauen Luft wird, die über allem ruht. Und die herabfallenden Blätter verschwimmen auf dem Weichen Boden zur Asche vergangener Gedanken.

Apfel, Bild oder Ton und Wort,
des Denkens Zell', sie wird zum Hort,
so tu des Tages je ein Werk,
so wird des Geistes Schatz vermehrt,
und sieh schon bald, von Zeit zu Zeit,
die Seele ohne Gram und ohne Leid.

Der Lehrling, der nervös
schon am Werke zweifelt
bald zu Grunde geht pompös
die Zuversicht verfällt
doch des Mut'gen Erlös
das ist sie selbst: die Welt

Der Mut und des Herren Gnade,
da beiß ich mir in die Wade,
es wär doch allzu schade,
um diese schöne Gabe,
sagte sich der Knabe,
und ging fett — zu Bett.

Lust am Leben!
Lust an der Liebe!
Lust an der Lust!
Lust an Dir!
Lust an mir!
Lust am Bier!
Lust am Leben!
Lasst uns einen heben!

All die Jahre nun,
    sie sind jetzt nicht mehr,
was gibt es zu tun,
    das vielleicht frage er,
für das blöde Huhn?

Bergauf, bergab, bergauf, bergab,
wie der Gipfel, so das Tal,
wo die Freud, da auch das Leid.

Kalt das Herz,
heiß der Geist,
kalt der Schweiß,
heiß das Blut,
kalt der Schmerz,
heiß die Glut!

Frohen Mutes dann,
denn die Welt sich dreht,
solang' Du es tust.

Des Gestern Leid,
des Morgen Glück,
ich bin entzückt.

Viele Mühen bereichern das Leben!
So ist das Herz dem Glück ergeben!

Der Frühling bald wird greifen,
nach meiner kalten Seele,
sodass sie sich erhebe,
die Knospe bis zur Reife.

Der Liebe Gutes tun, will ich.
Des Tages Freude sein und der Nächte Geborgenheit.

Allzu of schwelge ich
in vergessenen Tagen.
Sodann erfüllst du mich,
wie dunkler, grauer Regen.
Oh, schöne Melancholie ...